Kandersteg, Quelle: Kandertal Tourismus

 

Practical Swiss Guide 1863. Quelle: Landesmuseum

 

Illustration in Bradshaw’s illustrated Handbook 1863, Quelle: Landesmuseum

Reiseliteratur

Bevor sich eine eigentliche Reiseliteratur entwickelt, erfüllen naturwissenschaftliche Beschreibungen der Schweiz die Funktion von Reisehandbüchern z. B. die botanischen und geologischen Beschreibungen von Albrecht von Haller oder das Geologiebuch von Horace-Bénédicte de Saussure „Voyages des Alpes 1779-1796, ein, das auch eine der ersten Reisebeschreibungen in die Wildnis ist.

Ihnen folgen die Naturschwärmer wie Jean-Jacques Rousseau, welcher seinen Roman Julie ou la nouvelle Héloise (1761) am Genfersee und im Wallis ansiedelt. Zwischen diesen Polen sind die Reisebeschreibungen eines Goethe anzusiedeln, welcher die Schweiz mehrfach bereiste.

1789 verfasst der Engländer William Coxe (1747 - 1828) mit „Travels in Switzerland“ den ersten Schweizer Reiseführer in Briefform. Entlang von Routen stellt er allgemeine Informationen zusammen. Der Deutsche, als Arzt in Zürich tätige Johann Gottfried Ebel (1764 - 1830) stellt 1793 stellt einen ersten faktenorientierten Reiseratgeber zusammen: Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art in der Schweiz zu reisen.

Die Schweiz gehört zu den ersten Ländern, in denen Reiseführer verwendet worden sind. Vor allem die Briten konsumieren mit grosser Begeisterung Reiseführer und der zeitgenössische britische Tourist bereitet seine Reisen seine Reisen mit dem Reiseführer vor. 73 verschiedene britische Titel mit insgesamt 416 Ausgaben  werden von 1780 bis 1914 über die CH veröffentlicht. Mehr als 60 Ausgaben erscheinen zwischen1860 bis 1869.

Den Schritt zum modernen Reiseführer findet sich den Reisehandbüchern des englische Verlegers John Murray (1808 - 1892). 1836 führt der John Murray (1808 - 1892) in einem seiner Reiseführer den Begriff „Sehenswürdigkeit“ ein. In seinen Beschreibungen der Alpen orientiert sich Murray an der Lust am Schrecklichen (Doktrin des Erhabenen): „Der Einzelne kann in den Alpen in schreckliche Klüfte zerrissener Gletscher stürzen, die sich plötzlich vor ihm auftun, um ihn zu verschlingen oder der Abgrund erwartet ihn, sollte er den Gefahren der Alpen entronnen sein, die so zahlreich über die Berge der Schweizer Alpen entronnen sind.“

Als Karl Baedeker (1801 - 1859) seinen ersten Reiseführer zusammen- stellt, übernimmt er vom Engländer John Murray das Konzept des handlichen Buches und die Kennzeichnung von Sehenswürdigkeiten mit Sternen. Entlang von Routen werden darin faktenreiche Angaben zu den „Merkwürdigkeiten“ sowie weitere praktische Informationen auf engstem Raum übersichtlich nachschlagbar.1844 erscheint der erste Baedeker durch die Schweiz. Ende der 1970er Jahre übernimmt die Schweizer Hotellerie die Sterne als offizielles, zertifiziertes Qualitätskriterium.

Zeit wird auch für den Touristen des 19. Jahrhunderts zu einer knappen Ressource, deshalb übernimmt der Reiseführer zunehmend auch die Funktion einer Qualitätskontrolle für Routen und touristische Leistungen. In der Einleitung des Practical Swiss Guide von 1863 steht: „The object of these guides is to indicate all that is really essential and exclude all that is irrelevant! The age is a fast one! (...) Tourists have no time to lose and localities undergo quick changes (...)  They will be found to command effectually the strictest economy of time, the broadest sweep of survey and the distinctest limits of what may most profitably be undertaken“.

Ein Merkmal dieser Reiseführer ist auch, dass sie die landschaftlich schönsten Routen mit den schönsten Panoramen bezeichnen, bis hin zur Angabe in welche Richtung sie zu begehen seien.

In keinem der Führer fehlt ein Hinweis auf den berühmten Gemmiweg zum Pass hinauf: „Which stands among wild and desolate scenery ...the view is uncommonly grand. The prospect taking the whole valley of the Rhone and the southern chain of the Alps. It is here that one of the most remarkable paths begins [...] cut with great skill in the surface of the rock and built by the Tyrolese between 1736 and 1741.”

It winds about in such a way you can neither see the turning you have left or that which you are coming to but only the vast precipice below which in one part descends sheer down like a wall and from which you are protected by nothing but a parapet at the edge of the path not more than three feet high. To some person it is so trying that they are absolutely turned back especially in making the descent with the view of the abyss before them (Bradshaw’s Illustrated Handbook to Switzerland and the Tyrol von 1863).

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